Online Akademie: Kein Weihnachten in Moria

Hier die Aufzeichnung von Donnerstag, 04. Februar 2021 ansehen

Mehr Aufmerksamkeit für Schicksal der Flüchtlinge    

Bischof Gerber: Flüchtlingslager nicht zu „vergessenen Orten“ werden lassen  

Das Schicksal der Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen, das „Nicht-Vergessen“ ihrer Situation und die Aufmerksamkeit für die schwierige Lage der Geflüchteten waren Schwerpunkt der BDKJ-Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ und zugleich Thema der Online-Akademie am Donnerstag (4. Februar) im Fuldaer Bonifatiushaus.

Bischof Dr. Michael Gerber, Stefanie Wahl, BDKJ Referentin und pax christi-Bundesvorsitzende sowie der CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Brand und der Fuldaer Akademiedirekter Gunter Geiger diskutierten über die Auswirkungen europäischer Migrationspolitik, Spielräume der Bundesregierung und Handlungsmöglichkeiten von Kirche und Zivilgesellschaft.

Bischof Gerber richtete den Blick auf die persönlichen Dramen, die die Menschen auf Moria und an ähnlichen Orten erleben und benannte sie als „mahnende Marker“, die uns anleiten sollen, intensiver hinzuschauen. Flüchtlingslager dürfen nicht zu „vergessenen Orten“ werden. „Was bedeutet es für die Menschen, wenn ganze Regionen faktisch aufgrund der politischen Situation unbewohnbar sind? Wo sind die Geflüchteten, die zu uns kommen, in Relation zur dem, was sich in anderen Ländern abspielt?“, so der Bischof.

Gerber berichtete von persönlichen Begegnungen und betonte, dass es in afrikanischen Ländern 18 Millionen Binnenflüchtlinge gibt – davon 100.000 allein in einem Land wie zum Beispiel Burundi: Setzt man die Zahlen in Relation zu den 10 Millionen Einwohner Jordaniens, die 750.000 Geflüchtete haben, müsste Deutschland umgerechnet ca. 6 Millionen Geflüchtete beherbergen, die tatsächliche Anzahl liegt derzeit hingegen nur bei rund 1,5 Millionen.

Stefanie Wahl, die sich auf Lesbos einen Eindruck von der Lage vor Ort verschaffen konnte, berichtete von menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen die Geflüchteten in Hotspots auf den griechischen Inseln leben müssen. Perspektivisch brauche es einen Politikwechsel: Weg von einer Politik der Abschreckung- und Migrationsabwehr hin zu einer menschenrechtskonformen und humanen Migrations- und Asylpolitik.

Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete und Sprecher der CDU/CSU für Menschenrechte, Michael Brand, appellierte „den Blick nicht allein auf Moria zu werfen“. In den Flüchtlingslagern in Ostafrika oder in Libyen „spielen sich seit Jahren unvorstellbare Katastrophen ab, die nahezu niemanden interessieren“, so Brand. „Wir dürfen nicht nur auf die Symptome schauen, wir müssen vor allem die Ursachen in den Herkunftsländern bekämpfen helfen", forderte der Abgeordnete.